Meister wurde Bachelor gleich gestellt

Der Meister wurde aufgewertet. Seit kurzem ist der Meister gleich viel wert wie ein an der Universität erworbener Bachelor-Titel. Das legt der Nationale Qualifikationsrahmen fest, der vom Wirtschaftsministerium erstellt wird.

Die Ausbildungen sind zwar an sich nicht vergleichbar, sie werden nun aber als gleichwertig angesehen, was die Wertigkeit am Arbeitsmarkt betrifft. Die Freude darüber ist auch bei den Betroffenen in Kärnten groß, es gehe hier vor allem auch um mehr Wertschätzung.

Aufwertung Meister zu Bachelor

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Markus Grantner (links) begrüßt den aufgewerteten Meister

Ausbildung zum Meister dauert sechs Jahre

Markus Grantner ist seit 20 Jahren Tischlermeister in Ebenthal. Seit wenigen Tagen ist er am Arbeitsmarkt gleich viel Wert wie ein Bachelorabsolvent einer Uni, der dafür in der Regel sechs Semester studiert. „Ich finde das super, dass das Handwerk aufgestuft wird. Auch als Meister muss man sechs Jahre lernen. Drei Jahre dauert die Lehre, zwei Jahre muss man Praxis sammeln und ein Jahr dauert die Meisterschule.“

Die Gleichstellung von Bachelorabsolventen, Handwerks-Meistern und auch Ingenieuren ist im Nationalen Qualifikationsrahmen geregelt. Das ist ein Instrument des Wirtschaftsministeriums, das es möglich macht, Qualifikationen in verschiedenen Ländern zu vergleichen. So erleichtert der Qualifikationsrahmen die Gehaltseinstufung von österreichischen Handwerkern im EU-Ausland, sagte Klaus Kronlechner, Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten. „Meister, Bachelor und Ingenieure sind international auf Level sechs. Das heißt zum Beispiel, wenn ein Meister nach England geht und dort arbeiten will, dann weiß der dortige Unternehmer genau, dass der Meister auf Level sechs einzustufen ist. Das ist auch für den Lohn ganz entscheidend.“

Aufwertung Meister zu Bachelor

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WIFI-Kurs für angehende Meister der Metalltechnik

Hauptnutzen bei Arbeit im Ausland

Die Ausbildungswege hin zu den Titeln bleiben aber weiterhin völlig unterschiedlich, sagte Kronlechner: „Man darf nicht vergessen, das ist keine gleichartige, sondern eine gleichwertige Ausbildung ist. Der Uniabschluss ist in erster Linie fachlich-theoretischer Natur und die Meisterausbildung fußt ja aus der Lehre heraus, das ist eher die praktisch-theoretische Linie.“ Für den Meister sei es ganz entscheidend, nun diesen Level erreicht zu haben, sagte Kronlechner, „weil er nun von der Reputation her höher gestellt ist“.

Den Hauptnutzen an der neuen Einstufung haben Handwerks-Meister, die im Ausland tätig sein wollen. Aber auch im Inland sieht die Wirtschaftskammer Vorteile, beispielsweise um Lehrberufe generell attraktiver zu machen und somit dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. „Die Lehre mit Matura ist genau so ein probates Mittel, und wenn man jetzt noch dazu sagt, als Meister ist man dem Bachelor gleichgestellt, dann ist das für die Psychologie in der Bevölkerung ganz entscheidend“, sagte Kronlechner.

Aufwertung Meister zu Bachelor

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Das WIFI bietet Vorbereitungskurse für Meisterprüfungen an

Höhere Bildung heißt auch höhere Verantwortung

Die Gleichstellung mit dem Bachelor soll durchaus auch das Selbstwertgefühl von Handwerkern stärken. Auch der WIFI-Vortragende Mario Nußbaumer räumte ein, dass es bei der Angleichung mit dem Bachelor auch um Stolz gehe. „Aber eigentlich geht es um die Verantwortungsabgrenzung. Wenn ich eine höhere Bildung habe, habe ich auch eine größere Verantwortung und die wird von der Wirtschaft gefordert.“

Für die angehenden Metalltechnik-Meister bleibt in den nächsten Monaten neben dem Vorbereitungskurs im WIFI nur wenig Freizeit. Wenn alles gut geht, sind sie ab Mai Meister ihres Fachs. Einen offiziellen Titel vor dem Namen gibt es aber weiterhin nicht.