Häupl stoppt Steinhof-Projekt

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat am Freitag bekanntgegeben, dass die geplante Bebauung der Steinhofgründe überarbeitet wird. Eine Bürgerinitiative sprach von einem „ersten Schritt in die richtige Richtung“.

600 Wohnungen waren in dem Projekt der GESIBA geplant. Fünf geplante Neubauten mit etwa 200 Wohnungen werden nun ersatzlos gestrichen. Der größte Teil der Wohnhäuser wurde laut Häupl zur Überarbeitung an die GESIBA zurückverwiesen.

Bestehende Gebäude sollen saniert werden

Die gestrichenen Wohneinheiten liegen nördlich des Rehabzentrums. Jene, welche die GESIBA noch einmal überarbeiten soll, befinden sich südlich davon. Die alten bestehenden Gebäude auf dem Areal, auf dem unter anderem das denkmalgeschützte Otto-Wagner-Spital und die berühmte Jugendstilkirche liegen, sollen saniert werden, kündigte der Bürgermeister an.

Pavillon von Otto Wagner auf den Steinhof-Gründen

ORF

Otto-Wagner-Gebäude auf den Steinhofgründen

Ob überhaupt noch Wohnhäuser geplant werden, ließ Häupl in einem Radio-Wien-Interview offen: „Ich habe ein politisches Problem gesehen, deswegen habe ich mich eingemischt. Jetzt handeln wir auf Basis des Lösungsvorschlags, und zwar jene, die zuständig sind. Ich hoffe sehr, dass sich auch Planungsstadträtin Maria Vassilakou entsprechend einbringt.“ Das Verkehrskonzept für die betroffenen Anrainer wird sich laut Häupl nach den Ergebnissen der neuen Planungen richten.

Vassilakou (Grüne) begrüßte Häupls Entscheidung: „Es ist gut und richtig, das Projekt zu überarbeiten und neu zu dimensionieren. Zentral ist, die Bürgerinnen und Bürger bei den Neuplanungen von Anfang mit einzubeziehen und umfassend zu informieren“, so Vassilakou in einer Aussendung. Mit der jetzt angekündigten Lösung gebe es die Chance, „die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren“.

Bürgerinitiative will kompletten Baustopp

Freude, aber auch die Aufforderung, auf Bauaktivitäten komplett zu verzichten, kennzeichneten die Stellungnahme der Bürgerplattform Initiative Steinhof zu dem Baustopp. Man freue sich über Häupls Vorschlag, vom ursprünglichen Bauvorhaben am Otto-Wagner-Areal teilweise abzurücken. Das sei ein erster Schritt in Richtung Schutz und vollständiger Erhaltung des Areals.

In einer Aussendung der Plattform hieß es am Freitag weiter, die einzig annehmbare Lösung könne allerdings nur die Variante eines totalen Verzichts auf die Errichtung privater Wohnungen sein: „Wir fordern, dass das Areal, das sich seit über 100 Jahren in öffentlichem Besitz befindet, auch weiterhin ausschließlich für öffentliche und soziale Zwecke genutzt werden soll.“ Außerdem bedauerte die Plattform, dass offenbar nicht daran gedacht sei, vom Bau des Rehabilitationszentrums abzurücken.

Bessere Einbindung der Bürger

Wann die neuen Pläne vorliegen werden, ist zurzeit unklar. „Es gibt keinen Zeitplan. Der Baubeginn wäre ohnehin erst in einem guten Jahr gewesen, und so wird es eine adäquate Zeitverzögerung geben“, so Häupl. Einen finanziellen Verlust für die Stadt bedeute das teilweise Abrücken von den ursprünglichen Bauplänen allerdings nicht, versicherte er. „Wir werden uns mit der GESIBA gut arrangieren. Die Stadt muss nichts zurückzahlen.“ Man werde die Aufträge anderwärtig vergeben.

Die Bürger sollen sich im zweiten Anlauf rund um die Bebauung der Steinhofgründe jedenfalls mehr einbringen können. „Im kommunikativem Bereich ist eine Menge falsch gelaufen“, gab Häupl zu, betonte aber gleichzeitig, „nicht mehr mit Steinen nach irgendjemandem werfen zu wollen“. Stattdessen soll es etwa für ein neues Verkehrskonzept ein Einbeziehen der Anrainer geben.

Das geplante Rehabilitationszentrum werde zwar gebaut, die alten Gebäude, die sich rund um das Rehabilitationszentrum befinden, werden aber hergerichtet, versicherte Häupl. Das Jugendstil-Gebäude der Pathologie werde ebenfalls saniert, und der darin geplante Kindergarten „ist gestrichen“, verkündete das Stadtoberhaupt.

Gesundheitszentrum bereits in Bau

Gegen die geplanten Wohnungen hatte es eine breite Protestfront gegeben. Eine Bürgerinitiative fürchtet neben der Verkehrsbelastung in Penzing und Ottakring auch um das historische Erscheinungsbild der Steinhofgründe. Anträge von FPÖ und ÖVP zu den Steinhofgründen im Gemeinderat wurden von SPÖ und Grünen abgelehnt, die Oppositionsparteien hatten eine Änderung bzw. einen Stopp des Projekts verlangt.

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Die Regierungsparteien hatten zuvor im Gemeinderat beschlossen, die Steinhofgründe „schonend und respektvoll“ zu entwickeln. Versprochen wurde eine Verbesserung der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sowie Verkehrsmaßnahmen, die die kleinen Gassen in der Umgebung vor Durchzugsverkehr schützen sollen.

Der Bau für das Gesundheitszentrum hat bereits begonnen. Bis zum Sommer 2013 wird ein neues Rehabilitationszentrum für Orthopädie entstehen, das mit einer Bettenstation, einer Gemeinschaftspraxis und einem öffentlich zugänglichen Wellnessbereich ausgestattet ist.

Strache: „Baummord im großen Stil verhindert“

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache zeigte sich per Aussendung mit dem Baustopp zufrieden, ein „Baummord im großen Stil“ und „die Zerstörung eines architekturhistorischen Juwels“ seien verhindert worden. Beim Neustart der Planungsdiskussion forderte Strache eine „echte Bürgerbeteiligung von Beginn an“.

Für den ÖVP-Nationalratsabgeordneten Wolfgang Gerstl ist „Häupls Notbremsung zu wenig, wir brauchen ein neues Fahrzeug“. Gerstl will das Otto-Wagner-Ensemble weiter unter Weltkulturerbe-Status stellen. „Die rot-grüne Wiener Stadtregierung wird Steinhof erst in Ruhe lassen, wenn sie keine Möglichkeit mehr dazu hat“, so Gerstl.

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