Viele Plätze in Parkgaragen frei
„Es gibt andere Dinge wie etwa Smartphones, die für die jungen Menschen deutlich wichtiger oder ein Statussymbol geworden sind“, sagte Verkehrsexpertin Weninger vom Verkehrsplanungsbüro Rosinak & Partner am Dienstag gegenüber Radio Wien. Das zeige sich auch daran, dass nicht mehr alle sofort mit 18 Jahren den Führerschein machen, sondern auch erst ein wenig später. Junge Städter würden sich vermehrt die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis stellen. Auch das günstige Jahresticket für die „Öffis“ sei für viele ein gutes Argument gegen das Auto.
ORF
Auch in den Garagen privater Wohnanlagen gibt es viele freie Parkplätze
Günstige Dauerstellplätze in Wiens Tiefgaragen zeugen von der Entwicklung. Bei vielen Parkplätzen in den inneren Bezirken ist man laut Parkplatzbörse mittlerweile schon ab 70 Euro pro Monat dabei. Von einer Parkplatzknappheit in ganz Wien kann man laut Weninger daher nicht sprechen. Zu wenige Parkplätze gebe es nur in einigen Bezirken innerhalb des Gürtels.
Auch in Wohnhäusern würden Garagenstellplätze immer öfter frei bleiben, weil die Bewohner kein eigenes Auto mehr haben. Neben Weninger bestätigt diese Entwicklung auch GESIBA-Chef Klaus Baringer. „Etwa fünf Prozent in unseren Garagen sind derzeit frei“, so Baringer. Parkplatzbörsen und Apps wie Payuca eröffnen dort den Zugang zum Parkplatz für Kurz- und Dauerparker - mehr dazu in Wiener Start-up hilft bei Parkplatzsuche.
Stadtentwicklung in Peripherie führt zu mehr Autos
Der Modal-Split zeigt die veränderte Mobilität der Wienerinnen und Wiener: Während 1993 noch 40 Prozent der Wege mit dem eigenen Auto zurückgelegt wurden, waren es 2017 nur noch 27 Prozent. Dagegen stieg der Anteil der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel von 29 auf 39 Prozent.
Im Widerspruch dazu steht aber, dass der Pkw-Bestand sowie die Pkw-Neuzulassungen in Wien nicht wesentlich zurückgehen. Seit den letzten Jahren gibt es sogar deutlich mehr Autos in Wien. 2005 waren es knapp 656.000 Autos, 2017 schon fast 702.000. Weninger meinte dazu, dass die Zahl der Autos nicht sinke, weil sich die neuen Stadtentwicklungsgebiete derzeit in der Peripherie befinden. Tausende Wohnungen werden dort gebaut - und dort fährt man auch wieder Auto. Der Verzicht aufs Auto betrifft vorwiegend den innerstädtischen Bereich.
In den letzten Bauordnungsnovellen hat die Stadt Wien auf die Veränderungen reagiert. Früher brauchte man pro Wohnung einen Stellplatz. Seit 2014 ist nur noch einer pro 100 Quadratmeter nötig. Die Novelle von 2018 brachte eine Erleichterung in der anderweitigen Nutzung und auch dem Rückbau von nicht benötigten Parkplätzen. Außerdem würden, wie Weninger sagt, vermehrt Hochgaragen statt Tiefgaragen gebaut. Diese können, wenn sie nicht mehr für Parkplätze gebraucht werden, als Gebäude auch anders genutzt werden.
Die leeren Parkflächen sollten unter anderem für E-Ladestationen genützt werden, forderte ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch am Dienstagnachmittag. Die ÖVP Wien fordert mehr E-Ladestationen, die Umstellung des städtischen Fuhrparks auf E-Autos und eine Vereinfachung bei der Errichtung von E-Tankstellen in Garagen.
Links:
- B-Führerschein: Fahrschüler immer älter (salzburg.ORF.at; 11.02.2019)
- Wiener Parkplatzbörse
- Rosinak & Partner