Jurydiskussion Valerie Fritsch

Hochgelobt wurde „Das Bein“ von Valerie Fritsch. Eine Vater-Sohn-Geschichte über einen alten Mann, dessen Bein amputiert wurde und seinen Sohn, der erkennen muss, dass sein Vater wohl bald sterben wird. Juror Klaus Kastberger über seine Autorin: Der literarischste Text bisher.

Die bildhaften Beschreibungen und seine literarische Qualität riefen bei der Jury zufriedene Gesichter und wohlmeinende Kritik hervor. Ein Text über die Vergänglichkeit des Lebens.

Sven Recker Jury

Johannes Puch

Feßmann: „Berührt“

Meike Feßmann zeigte sich berührt von der Handlung der Geschichte, eine „seltene Mischung aus kühler Souveränität und überraschender Einfühlsamkeit“. Außerdem gelänge es der Autorin, trotz Rückwärtsbewegungen in der Handlung, den technischen und evolutionären Fortschritt des Menschen zu schildern.

Emotional angerührt war auch Juri Steiner von der Metapher der „Versehrtheit“ die der Text biete. Das treffe ihn in seiner „condition humaine“ (in seiner Natur des Menschseins). „Ich habe etwas begriffen, ich spüre das Leid, bin gerührt“, sagte Steiner.

Sandra Kegel gefielen die Motive, die die Autorin wählte, und wie sie sie bis zum Ende des Textes weiterführe. Hildegard Keller entdeckte in dem Text „ganz schöne Passagen“, mochte die Bilder, die erzeugt werden und fand Einiges „berührend“.

Kastberger: „Literarischste Text bisher“

Valerie Fritsch las auf Einladung von Klaus Kastberger. Der Juror bezeichnete ihren Text als „literarischsten Text, den wir bisher gehört haben. Ein Text, der sich in lange literarische Traditionen hinein begibt“. So könne es mit Literatur weitergehen, meinte Kastberger, und sah die junge Autorin in den Spuren von Ingeborg Bachmann.

Sven Recker Jury

Johannes Puch

Gmünder: „Meisterhafte Arbeit“

Große Bewunderung auch von Stefan Gmünder, für die stimmigen Bilder und Metaphern und die „meisterhafte“ Arbeit der Autorin. Der Text wirke auf ihn „wie eine literarische Patience die ausgespielt wird“, und er fügte hinzu: „Es ist sehr schwer, gegen diesen Text etwas vorzubringen.“ Hubert Winkels versuchte es dennoch, „ganz milde“, wie er sagte. Der Text habe ein überschaubares Terrain und sei für die Rettung der Literatur nicht in Anspruch zu nehmen. Winkels: „Es ist ein guter Text. Aber das ist es dann auch.“ Seiner Meinung nach handelt es sich um eine „ödipale Geschichte“ mit überschaubarer „allegorischer Dichte“. Und es gebe durchaus ein paar Dinge, die ihn stören, die „zu dick aufgetragen“ seien.

Jury

Johannes Puch

Kastberger betonte abschließend noch einmal, schon im Hinblick auf die Preisverleihung und mit einem Augenzwinkern, die große Leistung des Textes und seine „Gegenwärtigkeit“. Er kenne nicht viele solcher Texte und hoffe, dass beim Abstimmen am Sonntag niemand von seinen Jury-Kollegen vergesse, was jetzt gesagt wurde. Er habe - zur Sicherheit - mitgeschrieben.