Jurydiskussion Tim Krohn

Tim Krohn wurde von Jury Steiner eingeladen und erzählt in „Zum Paradies“ die Geschichte von Adam und Eva neu. Manche Jurymitglieder sahen darin eher ein Kinderbuch, in dem es darum geht, ob man Tiere essen dürfe, oder nicht.

Krohn beschreibt den Zwiespalt in dem sich die beiden befinden, als sie entscheiden müssen, ob man ein Tier töten darf, um Hunger zu stillen oder um ein wasserfestes Dach aus Hirschhaut zu schaffen.

Tim Krohn Jury

Johannes Puch

Lob von Steiner

Juri Steiner, der Tim Krohn zur Lesung eingeladen hat, startete mit großem Lob: „Dass die Geschichte von Adam und Eva so gut sein kann, wusste ich nicht.“ In dem Text geschehe alles, was das Menschsein ausmache, so Steiner, und das gefalle ihm.

Meike Feßmann nahm zwar die eine oder andere „aparte Idee“ in dieser Erzählung wahr, adn sie aber „insgesamt vorhersehbar und sprachlich behäbig“. „Die Bibel ist interessanter als diese Nacherzählung“, so Feßmann.

Tim Krohn Jury

Johannes Puch

„Putziger Welterklärungsstoff“

Hildegard Keller begann ihren Kommentar im Anschluss an die Lesung von Krohn damit, bisherige Arbeiten des Autors vorzustellen und ordnete ihn in eine jahrhundertelange Tradition der Neukreationen von alten Stoffen ein. Ihre Meinung zum Text: die Dialoge machen ihn „schwerfällig und zum Teil putzig“, und dieser „Welterklärungsstoff“ erinnere sie an ein Jugend- oder Kinderbuch.

Sandra Kegel bezeichnete den Text als „Veganisis“, als Ursprungstext des Veganismus, und fand ihn „mutig angelegt, interessant und reizvoll“. In Bezug auf die Begriffe zur Bezeichnung der Tier- und Pflanzenwelt (der Autor erfand Namen wie Baumbus oder Blassend-Reh) hätte sie sich mehr fantasie gewünscht.

„Würde ich meiner achtjährigen Tochter erzählen“

Klaus Kastberger fand Gefallen an der Welt wie sie im Text beschrieben wurde und würde diese Geschichte auch seiner achtjährigen Tochter erzählen, er stellt ebenfalls Elemente eines Kinderbuchs fest. Was den Juror misstrauisch mache, sei die Welterklärung anhand der Bibel.

Stefan Gmünder mochte das Re-Arrangieren von traditionellen Elementen normalerweise, bei diesem Text habe er sich aber schwer getan, weil Adam und Eva ihm „wie zwei blasse Pappkameraden“ vorkommen. Die lebendigste Figur in dieser Erzählung sei für ihn das sterbende Reh.

Tim Krohn Jury

Johannes Puch

Winkels: „Scherzhaft nehmen“

Winkels schlug vor, den Text „scherzhaft zu nehmen“. Er vermisse nennenswerte Abweichungen von der ursprünglichen Bibel-Erzählung und empfinde den Text „auf groteske Weise als misslungen“, denn „der Text macht es sich von Anfang an zu einfach."

Tim Krohn Jury

Johannes Puch

Steiner sprang für den Autor in die Bresche und schlug vor, man müsse Krohns Geschichte von Adam und Eva herunter biegen auf die alltäglichen, einfachen Fragen, die mit dem Überleben zu tun haben. Er „liebt“ den Text und fand ihn „überhaupt nicht platt“.

Tiere essen oder nicht

Feßmann gab dann noch Anlass für eine Diskussion darüber, welchen philosophischen Gedanken der Text an den Leser adressieren wolle, „dass man Tiere nicht essen soll?“ fragte sie. Juri Steiner: Es ginge nicht um die Antwort, ob man soll oder nicht, sondern darum, dass man sich grundsätzlich mit dieser Frage beschäftige.

Daraufhin warf Klaus Kastberger, im Hinblick auf die biblische Handlung des Textes, noch ein, dass er es toll fände, wenn er aus dem Paradies vertrieben würde. Das wäre doch „Wow, ein super Zustand, ein Befreiungsakt“, von diesem Gefühl vermisse er etwas im Text. Nachdem die übrigen Jury-Mitglieder mit Schweigen reagierten, kam das Schlusswort von Kastberger: „Gemma Essen.“

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