Jurydiskussion Monique Schwitter

Eine nach der Mittagspause positiv gestimmte Jury diskutierte angetan über den Text von Monique Schwitter „Esche“. Sie wurde von Hildegard Keller eingeladen. Ein homosexueller Mann muss entscheiden, ob seine demente Mutter auf einem Waldfriedhof begraben werden soll.

Nach und nach tun sich in dem Text verstrickte Familienverhältnisse auf. Sandra Kegel „interessiert und fasziniert“ diese Dreiecksgeschichte. Klaus Kastberger fand gut, dass in der Handlung immer etwas Neues hinzukomme, die Storys seien „genau richtig schräg“ und erfreut stellte er fest, dass nicht nur die Autorin, sondern auch der Text frech seien und „eine Schnauze haben“.

Schwitter

Johannes Puch

Klaus Kastberger werden Namen in Texten generell schnell zu viel, In dem Fall habe ihn das aber nicht gestört. dieser Text sei glänzend gelungen, denn es werde ein Rahmen für die Namen vorgegeben.

Ebenso wie seine beiden Vorredner mochte Hubert Winkels diesen Text auf Anhieb, er zeigte sich „begeistert“ und fragte sich, „warum das so ist, dass ihm alles daran gefällt“.

„Wissen genau worüber sie sprechen“

Stefan Gmünder fragte, warum es funktioniere. Antwort: Weil es auch Leerstellen gebe, die es wie in guter Literatur ausmachen. „Die beiden Hauptprotagonisten wissen genau, worüber sie schweigen, während sie sprechen“, so Gmünder.

Hildegard Keller freute sich über die Begeisterung ihrer Kolleginnen und Kollegen in der Jury. Sie lud die Autorin ein, „weil es eine Geschichte ist, die so beiläufig daherkommt, sich dann aber sukzessive als sehr komplex erweist“. Der Wechsel von Schein und Sein, frohe Grotesken, Reprisen, Familienmuster, Kinderperspektive sorgen dafür, dass Magie und Fantasie ins Spiel kommen. Das sei enorm elegant eingeflochten. Sehr sorgfältig gearbeitet, „sehr unmittelbar", so Keller über ihre Autorin.

Lesungen Truschner Falkner

Johannes Puch

Kastberger sieht Barock

Klaus Kastberger sah Barock als Produktionsprinzip mit Überhäufung. Aber was den Text für die 30 Min hier überzeugend mache, sei, dass er auch einen Rahmen/eine Begrenzung zeige. Das schräge Bild mit der Esche - dort gibt es acht Plätze – diese Beschränkung. Ein lieblicher Mikro-Bonsai-Barock mit genau acht Startplätzen. „Ich würde mir den Text kaufen und auf meinen Schreibtisch stellen.“

Juri Steiner fand den Text „wunderbar“, aber nicht lieblich. Es gehe um die Entropie der Liebe, die Welt lebe einen langsamen Liebestod. Die Ich-Erzählerin in der Pragmatik ihres Alltags habe abgeschlossen mit der Liebe, wird aber in die Liebesfähigkeit hinübergezogen – für die beiden gibt es noch Rettung.

Für Hubert Winkels wurde das Liebesbegehren des schwulen treuen Freundes „unglaublich subtil“ gesetzt.

Tim Krohn Jury

Johannes Puch

„Ein gut aufgebautes Feuer“

Stefan Gmünder sagte, wenn ein Feuer gut aufgebaut sei, dann brennen die Scheite einzeln zusammen, am Schluss bleibe ein Glosen ein Glänzen, eine Wärme, die nachwirke. So gehe es ihm bei diesem Text.

Meike Feßmann meinte, „die Kollegen treiben es mit der barocken Lektüre zu weit“. Diese Patchwork-Verhältnisse, die Sitten-Verwahrlosung der Senioren-Generation löst bei der jungen Generation der Hauptfiguren Irritation aus, will das Gegenteil des barocken Ausuferns. Jüngere versuchen, stabile Verhältnisse einzurichten. Davon lebe ihrer Meinung nach der Text. Formal, beim still lesen, sei der Text witzig, heiter, traurig, ernst. Beim Vortrag war es ihr etwas klamaukig, komödiantisch, dabei sei es doch ein sehr ernster Text. „"Euer Ausufern verfehlt das Thema des Textes“, sagte sie in Richtung der Jurykollegen.

Steiner: Hidden messages

Für Juri Steiner habe der Text hidden messages. Der Text habe etwas Skandalöses, das habe ihn gefangen genommen. Empathie sei ein Fremdwort. Die junge Generation spüre ein emotionales Liebesloch der Elterngeneration. Das sei schon extrem trist, das nehme ihn in diesem Text gefangen.

Schwitter rönne Jury

Johannes Puch

Keller fasste zusammen, Liebe sei nicht ganz abwesend. Die Spielarten von Liebe zwischen Schein und Sein, die nicht ganz so radikale Trostlosigkeit. Am Klügsten an dem Text sei der Eintritt in die Geschichte: Der Moment, in dem die letzte Ordnung gefunden werden muss. Der Sohn muss mit entscheiden und befindet sich damit im Dilemma.

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