Text Stefanie Sargnagel - A

Stefanie Sargnagel liest auf Einladung von Sandra Kegel ihren Text „Penne vom Kika“. Sie finden hier den ersten Absatz des Textes, der weitere Text ist als .pdf abrufbar.

Ich glaube, es wird ein guter Tag, denn ich habe das Gefühl, ich habe mein Leben im Griff. Ich habe einen Text fertig geschrieben, für den ich Geld bekommen werde. Wie für alle Texte, für die mir ausreichend Geld geboten wird, ist es etwas entsetzlich Sinnloses gewesen, für das ich mich bestimmt einige Zeit schämen werde, für ein Magazin, das hoffentlich nie jemand, den ich respektiere, je lesen wird. Etwas, bei dem ich mir schon während des Schreibens jeden Buchstaben aus dem Text wie Heftklammern in die Haut rammen will zur Selbstbestrafung, ein spitzes A direkt in die Augen, nur um den Dreck nie wieder lesen zu müssen, diese Art von Text, bei dem ich von jedem einzelnen Wort Würgereiz bekomme. Ich bin ja jetzt Autorin, und mit jedem Euro, den ich dadurch verdiene, wird mein inneres Poesievögelchen schwächer. Es schluckt die Münzen gierig, bis es nicht mehr fliegen kann, weil sie so schwer sind, und so landet es Flügelschlag für Flügelschlag auf dem Boden der Realität, auf dem es keine Phantasie gibt, nur Energydrinks und Umsatzsteuern. Mit jedem Satz, den ich für Bezahlung schreibe, erlischt in mir ein kleiner, lieber Stern. Lohnarbeit ist Demütigung, immer und ausnahmslos. Ich möchte nicht arbeiten, ich möchte meine Zeit mit Nichtstun verbringen, ich bin ein Alien oder der Mondmann, ich will mir alles in Ruhe anschaun hier auf der Erde. Ich möchte lieber Gelehrte sein, nur ohne die anstrengende Leserei oder ich möchte Asketin sein, aber ohne den ganzen Verzicht.

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