Jurydiskussion Bastian Schneider

Bastian Schneider kam auf Einladung von Stefan Gmünder nach Klagenfurt und las den Text „MEZZANIN“, eine Ansammlung von Stücken. Die kamen nicht bei allen Jurymitgliedern gut an.

Es handelt sich um Textfragmente von unterschiedlicher Länge, die teils Referenzen auf kanonisierte kulturelle Artefakte beinhalten, sich teils wie Episoden aus dem Alltag lesen, oder nur kurze Wortspielereien sind. Die Stücke heißen vielsagend Halbstück, Mundstück oder Bruchstück und brechen doch jedes Mal mit den Erwartungen der Lesenden.

Klaus Kastberger

Johannes Puch

Sandra Kegel sagte dazu, man habe es hier mir 29 Stücken zu tun, der Begriff stammt aus der Kunstgeschichte. Stücke bezeichnen eine bestimmte Form von Stillleben. Hier habe man es mit literarischem Stillleben zu tun. Das sei eine gemäßigte Affektstufe. Die Stücke stehen wie Fragmente für sich, bezeichnend für diese Stücke sei das Mittelstück, das das poetische Konzept dieser Stücke beschreibe. Sie gehen aber über den abgesicherten Rand nicht hinaus.

Feßmann rät dem Autor noch zu üben

Für Meike Feßmann wagte sich Schneider an die schwierige Form der Kurzprosa. „Das Schwierige ist, dass es nebensächlich aussehen muss.“ Sobald das nicht erfüllt sei, kippe es ins Prätentiöse. Hier werde es überanstrengt, der Erzähler störe seine Stücke mit Prätentiösem. „Respekt dafür, dass er diese Form gewählt hat“, sie rate ihm aber dazu, es noch zu üben. Der Erzähler müsste von der Wahrnehmung her verschroben genug sein. Entweder das, oder „Schneider soll es lassen“.

Klaus Kastberger meinte, der Autor begebe sich in eine lange Tradition hinein. Mezzanin sei ein Zwischenstock, ein Raum, über den man nachdenken sollte, was das eigentlich sei. „Sind das betrügerische Texte? Solche Fragen wohnen dem Text inne.“ Der Text stellt viele Fragen, gibt viele Einblicke. Das geschehe laut Kastberger schnörkellos und kühl. Vielleicht sei da mehr dran, als man vielleicht am Anfang sehe.

Klaus Kastberger

Johannes Puch

Klaus Kastberger

„Scheußliches Pizzastück“

Für Hubert Winkels gebe es belanglose Stücke, dann wiederum Denkstücke, philosophisch aufgeladene Stücke und das Tanzstück, wo das Ich unwichtig sei. Es gebe es aber auch Stücke, in denen das Ich zentral sei. Das könne man für gelungen halten, das Problem sei, dass wenn man die Großdramaturgie verlasse, etwas Verbindendes geben müsse, Haltung zum Beispiel. Die Objekte könnten die Regie übernehmen. „Die Uneinheitlichkeit ist das Problem“, so Winkels. Es sei ein „scheußliches Pizzastück“.

Jury Winkels

Johannes Puch

Hubert Winkels

„Collage aus Einzelteilen“

Hildegard Keller sagte, es sei eine Collage aus Einzelteilen. Das lade dazu ein, dass man sich etwas heraussuche. „Der Text kann sich nicht dagegen wehren.“ Es gebe Stücke, die wirklich gelungen seien und wie Haikus wirken. Andere Stücke entziehen sich. „Der Titel ist eine architektonische Metapher, damit kann man ein Haus erkunden.“ Hier gehe man durch die Stadt, ist es daher eine gelungene Leitmetapher? Die Zeit in der der Mensch das souveränen Subjekt war, sei vorbei, so Keller.

Stefan Gmünder meinte, dass die Metapher bewusst eingesetzt sei. Es gehe darum, Stockwerksteuern zu vermeiden. Wenn man es als Ganzes betrachte, sei das Haus höher. Es gebe literarische Texte, die gut seien, weil sie etwas treffen. „Es gibt Passagen, wo scheinbar nichts passiert.“ Dadurch erschließe sich eine Welt, die einen weitere Blickwinkel gebe, verbunden durch das Ich und dessen Wahrnehmung.

Juri Steiner vermisste ein Leitmotiv. Diese Randsteinsituation liegbe außerhalb, das sei auch eine Giacometti-Figur, eingefroren am Bronzesockel.

„Deutscher schreibt über österreichische Stadt“

Für Sandra Kegel ist es ein Flohmarktstück, was sei das für eine Vorstellung, dem Flohmarktverkäufer den Anzug abzukaufen. Es gebe auch logische Fehler. „Wir sind knapp dran an einer magischen Situation. Trotzdem fühl ich mich wie jemand, der 30 Jahre in der Stadt gelebt hat, an die Stadt erinnert.“ Es sei verstörend, dass von Pennern, Pfundskerlen usw. die Rede sei, das könnte eine Problematik in diesem Text sein. Ein Bundesdeutscher schreibt über eine österreichische Stadt und über Mezzanin, schloss Kastberger.