Zwei Favoritinnen am ersten Lesetag

Fünf Autorinnen haben am Donnerstag den Leseauftakt bei den 39. Tagen der deutschsprachigen Literatur bestritten. Lob von der Jury ernteten die Grazerin Valerie Fritsch und die Schweizerin Nora Gomringer.  

Fritsch las den Text „Das Bein“. Eine Vater-Sohn-Geschichte über einen alten Mann, dessen Bein amputiert wurde und seinen Sohn, der erkennen muss, dass sein Vater wohl bald sterben wird. Juror Klaus Kastberger über seine Autorin: Der literarischste Text bisher. Die bildhaften Beschreibungen und seine literarische Qualität riefen bei der Jury zufriedene Gesichter und wohlmeinende Kritik hervor. Ein Text über die Vergänglichkeit des Lebens - mehr dazu in Jurydiskussion Valerie Fritsch.

Sven Recker Jury

Johannes Puch

Valerie Fritsch

Geteilte Meinung über Poladjans Text

Als erste Autorin ging am Donnerstag Katerina Poladjan (D/RUS) an den Start, die auf Einladung von Meike Feßmann nach Klagenfurt kam. In Klagenfurt präsentierte sie ihren Text „Es ist weit bis Marseille“ - mehr dazu in Text Katerina Poladjan.

Eine Familiengeschichte voller Erinnerungen. Zum einen die Geschichte eines Sohnes, der den Tod des Vaters noch nicht überwunden hat. Zum anderen die Geschichte seiner Mutter, die zum ersten Mal nach dem Tod ihres Mannes wieder mit einem Mann schläft. Ein One-Night-Stand von dem sie sich am nächsten Morgen davonschleicht. Der Liebhaber, ein Franzose, macht sich auf die Suche nach ihr und findet seinen Tod in einem überraschenden, heftigen Unwetter im Gebirge. Die Jury war geteilter Meinung, der Text wurde aber vorwiegend wohlwollend aufgenommen - mehr dazu in Jurydiskussion Katerina Poladjan.

TDDL 2015 Katerina Poladjan Lesung

ORF

Katerina Poladjan ging als erste Autorin an den Start.

Begeisterung für Gomringer

Nora Gomringer sorgte am Vormittag des ersten Lesetages für Begeisterung beim Publikum, das auf den Text „Recherche“ über den Selbstmord eines 13-jährigen Buben mit langem Applaus und Jubel reagierte. Die Jury sprach von „glänzender Performance“, „großartig und abwechslungsreich“ und „meisterlich komponiert“, war sich aber nicht ganz einig - mehr dazu in Jurydiskussion Nora Gomringer.

TDDL 2015 Nora Grominger lachend

ORF/Johannes Puch

Nora Gomringer

Hennig von Lange: Kontroverse Diskussion

Saskia Hennig von Lange, die von Sandra Kegel nach Klagenfurt eingeladen worden war, spaltete die Jury. Sah Hubert Winkels „Blutleere“ und „Langeweile“ in dem Text über einen Lkw-Fahrer, der vor der Schwangerschaft seiner Frau flüchtet, ortete Hildegard E. Keller einen „meisterhaften“ Text.

TDDL 2015 Saskia Hennig von Lange

ORF/Johannes Puch

Saskia Hennig von Lange

Klaus Kastberger freute sich über den ersten Satz „Jetzt sitze ich hier und würde doch lieber woanders sitzen“ - mehr dazu in Jurydiskussion Saskia Hennig von Lange.

Sven Recker

ORF/Johannes Puch

Sven Recker über drei Menschen mit Süchten.

Süchte und psychische Probleme

Sven Recker wurde von Meike Feißmann zu den Tddl 2015 eingeladen. Er las den Text „Brot, Brot, Brot“, der von der Jury zerpflückt wurde. Die Diskussion endete abrupt, als keiner mehr etwas zu sagen wusste. Der Text handelt von drei Menschen, die an psychischen Problemen und Süchten leiden. Ein ehemaliger Alkoholiker der rückfällig wird, ein Drogensüchtiger der aus der Entzugsklinik flüchtet und eine Ärztin, die Medikamenten, Sex und dem Konsum verfallen ist - mehr dazu in Jurydiskussion Sven Recker.

Kärntner liest am Freitag

Am Freitag liest zu Beginn der aus Kärnten stammende, in Berlin lebende Peter Truschner, gefolgt von der in Wien lebenden FALKNER und Tim Krohn. Am Nachmittag sind Monique Schwitter (CH/D) und Ronja von Rönne (D) an der Reihe. Den Abschluss machen am Samstag Jürg Halter (CH), die Anna Baar (A) und Teresa Präauer (A) und Dana Grigorcea (CH/ROM).

Unter den insgesamt 14 Autoren, die heuer um den Bachmann-Preis wetteifern, sind fünf Österreicher, sechs Deutsche und drei Schweizer, zehn Frauen und vier Männer. Die Lesungen am Freitag dauern von 10.00 bis 15.30 Uhr.

Preisvergabe am Sonntag

Am Sonntag werden vier Preise vergeben: Neben dem mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee werden folgende Auszeichnungen verliehen: der Kelag-Preis in der Höhe von 10.000 Euro, der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis und der BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 Euro), über den auf der Internetseite von 3sat abgestimmt werden kann.

ORF Theater Publikum

Johannes Puch

Das ORF-Theater ist bis auf den letzten Platz gefüllt.

Links: