Schwitter kam mit „Esche“ an

Bis zur Mittagspause zeichnete sich am zweiten Lesetag kein weiterer Favorit ab. Die erste Autorin des Nachmittags, Monique Schwitter, sorgte dann einhellig für positive Kritiken. Ronja von Rönne wurde zwar sogar mit D.J. Salinger verglichen, dennoch tat sich die Jury schwer.

Am Vormittag gab es einige heftige Diskussion, wie bei der Lesung von Peter Truschner. Er las auf Einladung von Stefan Gmünder den Text mit den Titel „RTL-Reptil“ - mehr dazu in Text Peter Truschner - A. Neojuror Klaus Kastberger zerriss den Text und lieferte sich einen verbalen Schlagabtausch mit den Jurykollegen - mehr dazu in Jurydiskussion Peter Truschner.

truschner

Johannes Puch

FALKNER: Diskussion um Manifest

Nach ihm ging die Autorin FALKNER an den Start. Die Schriftstellerin und Hörspielregisseurin lebt in Wien und las auf Einladung von Klaus Kastberger in Klagenfurt - mehr dazu in Text FALKNER. Die Jury diskutierte darüber, ob der Text wirklich ein Manifest sei, oder doch nicht. Es kam zu einer Art Revanche in der Jury für den Schlagabtausch bei der Truschner-Diskussion. Begeistert zeigte sich die Jury aber nicht über das Morden von Scharfschützen, die in Kirschbäumen sitzen, und jeden erschießen, der mit den Kirschkernen nicht weit genug spucken kann - mehr dazu in Jurydiskussion FALKNER.

Lesungen Truschner Falkner

Johannes Puch

Krohn: Kinderbuch oder nicht

Der Text des Deutschen Tim Krohn, der von Jury Steiner nach Klagenfurt eingeladen wurde, erinnerte manche Juroren an ein Kinder- oder Jugendbuch. Er erzählte die Geschichte von Adam und Eva neu, was Meike Feßmann dazu brachte, zu sagen, die Bibel sei interessanter. Für Hildegard Keller ein „putziger Welterklärungsstoff“ - mehr dazu in Jurydiskussion Tim Krohn.

Tim Krohn Jury

Johannes Puch

Die Mutter wird unter einer Esche begraben

In „Esche“ von Monique Schwitter muss ein homosexueller Mann entscheiden, ob seine demente Mutter auf einem Waldfriedhof begraben werden soll. Nach und nach tun sich in dem Text verstrickte Familienverhältnisse auf. Sandra Kegel „interessiert und fasziniert“ diese Dreiecksgeschichte. Klaus Kastberger fand gut, dass in der Handlung immer etwas Neues hinzukomme, die Storys seien „genau richtig schräg“ und erfreut stellte er fest, dass nicht nur die Autorin, sondern auch der Text frech seien und „eine Schnauze haben“ - mehr dazu in Jurydiskussion Monique Schwitter.

Schwitter

Johannes Puch

Monique Schwitter

Jury tat sich schwer mit „Welt am Sonntag“

Ronja von Rönne, die Kandidatin von Hubert Winkels, las als Letzte des zweiten Lesetages ihren Text „Welt am Sonntag“. Im Text versucht eine junge Frau der „Generation Produktiv“ den Schein der beschäftigten und erfolgreichen Geschäftsfrau zu wahren, unter anderem indem sie eine erfundene „Geschäftsreise“ nach Karlsruhe unternimmt.

Ronja von Rönne

ORF/Johannes Puch

Ronja von Rönne

Die Juroren erweckten den Eindruck der Ratlosigkeit, als ob sie nicht wüssten, was sie zu dem Text sagen sollten. Hubert Winkels, der die Autorin eingeladen hatte, ergriff das Wort, indem er die Handlung des Textes interpretierte und nacherzählte - mehr dazu in Jurydiskussion Ronja von Rönne.

Samstag: Letzte Lesungen

Am Samstag lesen am Vormittag Jürg Halter (CH), Anna Baar (A) und am Nachmittag Teresa Präauer (A) und Dana Grigorcea (CH/ROM). Am Sonntag werden neben dem mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee folgende Auszeichnungen verliehen: der Kelag-Preis in der Höhe von 10.000 Euro, der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis und der BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 Euro), über den auf der Internetseite www.3sat.de abgestimmt werden kann.

Donnerstag: Zwei Favoritinnen

Die Österreicherin Valerie Fritsch wurde am ersten Lesetag für ihren Text „Das Bein“, eine Vater-Sohn-Geschichte hoch gelobt. Am Vormittag erntete die Deutsche Nora Gomringer mit „Recherche“ über den Selbstmord eines 13-Jährigen Jubel und langen Applaus vom Publikum und Lob von der Jury - mehr dazu in Zwei Favoritinnen am ersten Lesetag.

Links: